Wie kommt man auf die Idee, ein kritisches Buch über das Alte Testament zu schreiben?

Meine intensive Beschäftigung mit dem Alten Testament hatte nie einen theologischen Aspekt, Anlass waren zunächst nur die abstrus hohen Zahlenangaben: Frauen und Kinder eingerechnet sollen mindestens 3 Millionen Menschen den Exodus mitgemacht haben. Nimmt man Reihen von 50 Wanderern und läßt dazwischen 10 Meter Abstand für die Herden, erreichen die ersten bereits Jerusalem, während die letzten immer noch in Ägypten auf ihren Abmarsch warten. Das offenkundige Desinteresse an meiner Lösung (Kommentar: „Die Zahlen wurden schon immer so gelesen … , da könnte ja jeder kommen …“) gipfelte im Vorwurf, mein Korrekturvorschlag sei -öffentlich geäußert- ein antijüdischer Affront.

Objektive Kritik sieht anders aus. Ich war natürlich baff und verärgert und habe begonnen, nach dem Motto „Denen zeig' ich's“ weiter nach sachlichen und historischen Ungereimtheiten in den alttestamentlichen Bücher zu suchen.

Und da gibt es eine ganze Menge:

Zum Beispiel den vermeintlichen Aufenthalt in Ägypten und die ägyptischen Frondienste:

Ausführlich berichtet das Alte Testament über die Ziegelherstellung. Wo sind denn all die großartigen Bauten aus Lehmziegeln geblieben, die das „Volk Israel“ angeblich für den ägyptischen Pharao errichtet hat? Die Erklärung, im Lauf der Jahrhunderte seien die Gebäude wieder zerfallen, lasse ich nicht gelten! In Babylonien und Elam sind heute noch beeindruckende Ruinen (zB folgendes Bild Weltkulturerbe Čoga Zanbil) aus Lehmziegeln Ziel von Archäologen. Diese Anlagen wurden genau zu der Zeit errichtet, in der das „Volk Israel“ in Ägypten gewesen sein soll!
Coga Zanbil  ninara img 3442
Wenn ein ägyptischer Pharao eine Bevölkerungsgruppe gezielt hätte belasten wollen, hätte er die Männer in die Steinbrüche geschickt. Repräsentative Gebäude mußten zum Ruhm des Pharao dauerhaft sein und wurden in Ägypten stets aus Stein errichtet. Im Nildelta, der angeblichen Heimat des Volkes Israel, sind Steine rar. Neben neu gebrochenen Quadern aus Oberägypten wurden  deshalb immer wieder auch Steinblöcke aus abgerissenen Tempeln bei Neubauten wiederverwendet.

Sogar die scheinbar unbeteiligte Katze ist ein Beweis, dass das „Volk Israel“ nie in Ägypten gewesen sein kann. Angeblich lebte das „Volk Israel“ in Goschen im östlichen Nildelta, hier liegt auch der Ort Bubastis. Bubastis (Karte) war bereits im Alten Reich (ca 2700-2200 v.Chr.) ein Zentrum der Bastet-Verehrung, noch Herodot (5. Jhd v.Chr.) berichtete über den Katzenkult. Göttin Bastet wird meist als Katze oder Frau mit Katzenkopf dargestellt. Die Verehrung eines Haustiers als ägyptische Gottheit hätte Eingang ins Alte Testament finden müssen, weil das „Volk Israel“ jahrhundertelang den ständigen Versuchungen zum Abfall von Jahwe widerstehen hätte müssen. Nichts davon weiß die Bibel, wo doch sonst jeder Fehltritt oder Verführung durch fremde Götter theologisch ausgeschlachtet wird.

Der Landverkauf an den Pharao, von dem die Josefgeschichte berichtet, kann ebenfalls nicht in Ägypten stattgefunden haben; die Bauern konnten allenfalls Land pachten und mussten Abgaben an die Eigentümer leisten. Sie waren nie Besitzer des bewirtschafteten Landes und konnten es also nicht in Notzeiten an den Pharao verkaufen.

Die Konsequenz: Das „Volk Israel“ war nie in Ägypten, eine ägyptische Knechtschaft hat es nie gegeben, ebenso keine ägyptischen Frondienste!  Hat die Bibel also doch nicht Recht?

Natürlich hat sie Recht!Link_Bastet_419px-British_Museum_Egypt_101-black

Zeigen lässt sich das mit einem Sketch: Im Schein einer Straßenlaterne geht nächtens ein Passant hin und her, den Blick suchend auf den Boden gerichtet. Ein zweiter kommt hinzu und fragt nach dem Grund. Er habe einen 50 Euro-Schein verloren, antwortet der erste und so suchen sie zu zweit weiter. Ein dritter und vierter kommt hinzu, alle helfen, finden aber nichts. Ein fünfter kommt, seine erste Frage ist, wo der Schein denn genau verloren wurde. Der Verlierer des Geldscheins deutet in die Dunkelheit und meint, irgendwo da drüben; dort sei es aber zu dunkel, das Geld zu finden, deshalb suche er im Licht der Straßenbeleuchtung.

Wie bei dieser Suche am falschen Platz können wir in Europa im Boden graben und in Archiven wühlen und trotzdem keinen einzigen Hinweis auf einen in Wakefield* (England) geborenen US-Präsidenten George Washington (geboren in Wakefield*, Virginia) finden. Ebenso erfolglos wird die Suche nach Spuren Alexander des Großen (geboren in Pella* Griechenland) in den USA (Pella*, Iowa) sein.

Fazit: Wenn ich im Großraum Ägypten nach Ereignissen, Personen oder Ortsnamen des Alten Testaments suche, finde ich keine aus Babylonien.

Deutlich wird das beim Vergleich zweier Reiserouten, die in Europa und in den USA Städte mit gleichen Namen verbinden. Eine vermeintlich in Europa zurückgelegte Strecke von Hannover bis Coburg (Luftlinie 250km) wird zu einer 5.400 km langen Irrfahrt; in den USA wird aus den gleichen Angaben eine zielgerichtete Reise über 1.100 km .

Was soll das alles mit dem Alten Testament zu tun haben, werden Sie fragen:

Eine Verbindung des Patriarchen Abraham oder des biblischen „Volkes Israel“ mit Ägypten hat es nie gegeben. Dass Ägypten in Zeiten der Stärke erheblichen politischen und wirtschaftlichen Einfluß auf Palästina hatte, ist dazu kein Widerspruch: Zur Zeit der Niederschrift war die Erinnerung an Babylonien verblaßt, aus dem fernen Mesopotamien mit seinen Hochkulturen wurde das benachbarte landschaftlich, klimatisch und kulturell ähnliche Ägypten. 

Mündlich überlieferte Ortsnamen und Landschaftsbezeichnungen aus Babylonien und Elam wurden bei der Niederschrift in bester Absicht korrigiert oder an bekannte Namen in der Region angepaßt:

In Chuzistan gibt es noch heute die Stadt Andimašk, daraus wurde das biblische „Damaskus“; ganz in der Nähe soll der Ort Hoda gelegen haben. Die genaue Lage von Andimašk und Hoda war bei der Niederschrift nicht mehr bekannt, also wurde aus Andimašk in Chuzistan (Karte) das biblische Aram-Damaskus im heutigen Syrien, aus Hoda in Chuzistan wurde mit Hoba-Upe eine Dublette für Damaskus. Die beiden benachbarten Orte des Alten Testaments lassen sich nur hier in Chuzistan finden, in Syrien wären sie identisch. Das heutige Andimašk nördlich von Dizful wird in Mesopotamien schon um 2100 v. Chr. auf Tontafeln als Adamšakh (Metathese) erwähnt.

 

Titel
Website_Design_NetObjects_Fusion

Natürlich hat die Bibel Recht !
Geschichte statt Geschichten
von Abraham bis David